Kurzanleitung zum Bogenschiessen Entwickelt für Anfänger

 

Autor: Joe Rohrer

Vorwort

Das Bogenschiessen ist ein gutes Mittel, um die Konzentration, die Motorik des Körpers sowie den Einfluß des Geistes zu steigern.

Man kann es auch als mentales Training benutzen. Es gibt natürlich noch viel mehr Gründe, um mit einem Bogen zu schiessen.
Wir möchten Ihnen hier Tips mit auf den Weg geben:

- Geschichte des Bogenschiessen

- Erste Materialkunde

- Mentaler Bereich

- Haltung

- Muskulatur

- Das Lösen des Pfeiles (Schiessen)

Die oben aufgeführten Punkte werden wir hier behandeln.

Geschichte des Bogenschiessens

Bereits vor über 50`000 Jahren, in der 3. Zwischeneiszeit, wurde mit dem Bogen die Nahrung herbeigeschafft. Damals waren die Bögen aus hartem zähem Holz.

Um den Bogen überhaupt brauchbar zu machen, verwendete man je nach Stamm oder Kultur als Sehne Bambus, Fasern oder Tiersehnen, um hier nur die bekanntesten Materialien zu nennen.

Die Pfeilspitzen schlug man aus Stein, die sogenannten Nocken waren zum Teil aus Knochen oder wurden direkt in die Pfeile geschnitzt und mit einer Faser verstärkt.

Über Tausende von Jahren entwickelte sich der Bogen in verschiedenen Variationen bis zum heutigen Tag.

Materialkunde Bogentypen

Die wichtigsten Bogentypen in der heutigen Zeit nennt man:

Longbow / Recurve / Compound

 

Aussuchen des Zuggewichtes

Achten Sie unbedingt auf das richtige Zuggewicht. Ist das Zuggewicht zu hoch, so schaden Sie nur sich selbst.

Versuchen Sie deshalb, den ausgesuchten Bogen mindestens 10 - 15 mal hintereinander zu ziehen.

Haben Sie das geschafft, steht dem Schiessen nichts mehr im Weg.

Longbow

Der traditionelle Longbow ist aus einem Stück Holz mit gerade auslaufenden Enden gefertigt.

Typische Hölzer zum Bau eines Longbow sind Bambus, Eibe, Bergahorn, Esche, Rosenholz ect.

Die Sehne ist aus Kunststoff und den Tiersehnen weit überlegen.

Die Pfeile sind aber heute noch aus Holz gefertigt. Es gibt sogar Holzpfeile, die in einem sehr aufwendigen Verfahren in der Mitte hohl sind, sogenannte Holzhohlschäfte.

Im Wettkampf müssen unbedingt immer noch Naturfedern verwendet werden.

Selbstverständlich sind Nocken und Pfeilspitzen in der modernen Zeit nicht mehr aus Knochen und Stein, sondern aus Kunststoff und Stahl oder Messing.

Der Longbow besitzt kein Visier, da er instinktiv geschossen wird. Kein Zielen!!

Recurve

Der Recurvebogen besteht meistens aus drei Teilen, ein Griffstück und zwei Wurfarme. Diese Teile werden zusammengesteckt und verschraubt.

Bei dreiteiligen Bögen sind die Griffstücke meist aus Aluminium.

Es gibt auch einteilige Bögen, welche nur aus Holz, Fiberglas und Karbon ( Kohlenstoffaser ) bestehen oder aus diesen Materialien kombiniert sind.

Auf dem Recurvebogen schiesst man Aluminiumpfeile, Karbonpfeile oder Aluminiumkarbonpfeile( Typ ACE ).

Es sollte aber darauf geachtet werden, was für ein Spain geschossen wird.

Spain ist das Durchbiegemoment des Pfeiles beim Abschuss, das heisst :

Zuggewicht ( Pfund ) und die Auszugslänge ( Zoll ) des Bogens, aber vergessen Sie das Gewicht der Pfeilspitze nicht. Im Handel gibt es bestimmt die richtige Pfeilspitze für Ihren Pfeil. Fragen Sie ruhig in den Bogenfachgeschäften.

Sehr wichtig ist auch die Pfeilauflage. Es gibt einfache selbstklebende Pfeilauflagen oder, wenn der Bogen ein Loch mit einem Innengewinde besitzt, können Sie einen Buton, Feder oder eine High - Techauflage verwenden. Letzteres ist nicht immer das Beste, meistens ist es auch Geschmackssache.

Geschossen wird der Recurvebogen mit oder ohne Visier und wird nur mit den Fingern ausgelöst.



Compound

Jetzt kommen wir zu einem Bogentyp mit sehr vielen Möglichkeiten. Sie können diesen Bogen mit oder ohne Auslöser schiessen, wie auch mit oder ohne Visier ( Blank ).

Ebenso mit oder ohne Lochvisier für die Sehne bei den Visierschützen.

Den Fingerschützen empfehle ich einen sehr langen Compoundbogen, ich meine die Enden der Wurfarme sollten so weit wie möglich auseinander liegen, wegen des Sehnenwinkels beim Ziehen.

Haben Sie einen kurzen Bogen ausgesucht, so drücken die Finger auf den Pfeil, dann könnte dieser beim Ziehen von der Auflage springen oder auf die Auflage gedrückt werden.

So stark, dass sich dieser erheblich durchbiegt ( Unfallgefahr und sehr grosse Ungenauigkeit beim Schiessen ).

Auf diesem Bogen verwendet man die gleichen Pfeile wie auf dem Recurvebogen, nur mit einem kleinen Unterschied bei den Aluminiumkarbonpfeilen ( Typ ACC ).

Es gibt auch noch die Auslöshilfen ( nur für Compound ), dieses Gerät ermöglicht ein sehr präzises Schiessen. Der Fachhandel bietet sicherlich für jeden das Richtige an.

 

Mentaler Bereich

Nach der Enzyklopaedia Britannia ist die Erfindung des Bogens eine der drei bedeutendsten kulturellen Fortschritte in der Geschichte, gleichzusetzen mit der Entdeckung des Feuers und der Entwicklung der Sprache. Der Umgang mit Pfeil und Bogen steckt also irgendwo in unseren Genen. Bereits 1787 wußte man, dass sich diese Veranlagung nicht nur in Männern findet, und somit öffnete sich der Bogensport auch für die Frauen. Um ein erfolgreicher Schütze zu sein, ist es wichtig, dass wir grundsätzlich ein Credo einhalten:

,,Schiesse nur gegen Dich selbst". Dies ist eine  wichtige Voraussetzung, um gute Resultate zu erzielen. Die Scheibe ist der ,,Spiegel". Die Resultate darauf zeigen die körperlich - meistens geistige Verfassung des Schützen, seine Konzentrationsfähigkeit oder aber die Schwäche, sich auf einen Punkt zu konzentrieren.

Nachdem Sie nun nach dem ersten Training die ,,Mechanik' erfahren haben, beginnt die Suche nach dem perfekten Schuss. Üben sie den Körperlichen Aufbau. Es reicht völlig, wenn Sie dies regelmässig auf kurze Distanzen machen. Irgendwann einmal gehen all die wichtigen Punkte in Ihre ,,Motorik" über. Nun werden Sie erfahren, was das Bogenschiessen von anderen Sportarten unterscheidet: Sie stehen bewegungslos da, bereits unter Spannung, Ihren Bogen schussbereit. Die Konzentration bewegt sich zum Ziel. Stellen Sie sich mit dem ,,inneren Auge" die Scheibe vor. Versuchen Sie zu sehen, wie der Pfeil das Gold trifft. Atmen Sie tief durch, dann öffnen Sie die Augen, führen den Bogen ins Ziel, halten den Atem an und lösen......

Spitzenschützen werden Ihnen sagen, dass dieser Moment das Herzstück des Bogensports ist.

Für Spitzenschützen macht die Körperhaltung nur etwa 20% des Bogensports aus. 80% sind geistiger Anteil.

Joe Rohrer Weltmeister BHC Indoor 2003 sagt, dass das einzig Wichtige die Konzentration ist. Beim Schuss an nichts zu denken, aber wiederum doch nicht an nichts zu denken. Eine schwierige Sache!

Weiter sagt Joe: ,,Wenn Du an die Schiesslinie gehst, sollst Du nur an den Bogen, den Pfeil und das Ziel denken. Wenn Dein Geist bereit ist, wird Dein Körper folgen". Wenn Ihr Geist und Ihr Körper diese Harmonie finden, werden Sie den Moment des perfekten Schusses entdecken.

Danach gilt es, diesen so oft wie möglich zu wiederholen..............

Haltung

Wenn Sie sich hinstellen, achten Sie auf einen bequemen, sicheren Stand. Spreizen Sie die Beine etwas, aber so, dass Sie einen guten und angenehmen Stand haben.

Der Rücken sollte auch beim Ziehen des Bogens gerade bleiben. Ist dies nicht der Fall, könnte es es sein, dass der Bogen zu viel Zuggewicht hat  (UEBERANSTRENGUNG, später KÖRPERSCHÄDEN).

 

Das Schiessen

Wichtig!

Für Linkshänder ist die Bogenhand rechts und die Schiesshand links.

Für Rechtshänder ist die Bogenhand links und die Schiesshand rechts.

Bogenhand = hält den Bogen / Schiesshand = hält die Sehne

Longbow

Mit dem Longbow zu Schiessen, kann eine sehr reizvolle, mentale und lockere Sache sein.

Bedingt natürlich auch ( aber nicht unbedingt ) etwas mehr Muskelkraft als die Recurve- und Compound-Bögen, weil an den Turnieren grosse Distanzen geschossen werden.

Wenn Sie noch nie einen Longbow geschossen haben, so sollten Sie am Anfang die Scheibe auf etwa 10 Meter Entfernung stellen und erst später auf grössere Distanzen wechseln.

Diejenigen, die einen Bogenschiesskurs besucht haben, können das Erlernte ( Stand, Haltung, Ankerpunkt, Bogenhand, Schiesshand, Rückenmuskulatur ) nun anwenden.

Nun kommen wir zum Schiessen.

Stellen Sie sich leicht nach vorne gebeugt, nicht ganz 90° Winkel zur Scheibe. Wichtig beim Longbowschiessen ist, das zu treffende Ziel mit den Augen zu fixieren. Aber vergessen Sie die Haltung nicht, Bogenhand inklusive Handgelenk locker halten, Armmuskulatur anspannen(Bogenarm). Den Rücken durchdrücken (beim Ziehen des Bogens), Spannung beibehalten oder Spannung leicht erhöhen. Den anderen Oberarm (Schiesshand) sollten Sie nach hinten ziehen, den Ellenbogen und das Handgelenk langsam lockern und erst dann die Finger lösen.

Lösen bedeutet, die angespannten Schiessfinger langsam entspannen, bis die Sehne aus den Fingern gleitet.

Jetzt können Sie den Bogen ganz spannen, dann kommt "ein Gefühl des Treffens", in diesem Augenblick lassen Sie die Sehne schnellen. Der ganze Ablauf vom Ziehen des Bogens bis zum Loslassen der Sehne dauert es maximal 4 Sekunden.

Recurve

Das Schiessen mit dem Recurvebogen sollte etwas graziöser dargestellt werden.

Sie stellen sich im rechten Winkel ( 90° ) und nicht gebeugt zur Scheibe, Beine leicht gespreizt, nehmen den Bogen in die Schiesshand, legen einen Pfeil auf und ergreifen die Sehne.

Nun heben Sie den Bogen an, bis der Pfeil auf die Scheibe zeigt, jetzt erst ziehen Sie die Sehne an den Ankerpunkt.

Der Ankerpunkt kann Mitte Kinn oder seitlich des Kinns liegen.

Wichtig ist, dass Sie den Bogenarm immer gleich halten. Das heisst, einen gestreckten oder leicht gebeugten Arm (Bild 1).


Bild 1

Wegen der individuellen Anatomie des Körpers kann ich Ihnen hier keinen Tip geben, ob Sie den Arm gestreckt oder leicht gebogen halten sollen. Versuchen Sie es und bleiben dann bei der gewählten Haltung.

Bringen Sie das Visier auf die Scheibe, legen Sie den Sehnenschatten rechts oder links neben das Visier ( siehe Bild 2 ).

Das Zielen sollte so in den Ablauf eingebaut werden, dass es automatisiert wird.

Aber vergessen Sie die Haltung nicht, Bogenhand inklusive Handgelenk locker halten, Arm- Muskulatur anspannen. Den Rücken durchdrücken (beim Ziehen des Bogens), Spannung beibehalten oder Spannung leicht erhöhen.

Den anderen Oberarm sollten Sie nach hinten ziehen, den Ellenbogen und das Handgelenk langsam lockern und erst dann die Finger lösen. Lösen bedeutet, die angespannten Schiessfinger langsam entspannen bis die Sehne aus den Fingern gleitet.

Schiessen Sie mit einem Klicker, so erhöhen Sie die Rückenspannung bis der Pfeil unter dem Klicker durchgezogen wurde, wenn das Klicken zu hören ist, können Sie den Pfeil lösen. Wenn Sie nicht lösen wollen, so setzen Sie ab und beginnen neu.


Bild 2

Bild 3


Compound

Die Haltung ist gleich wie bei dem Recurvebogen mit dem Unterschied, dass beim Compoundbogen hinten eine Zugreduktion von ca. 40 - 60 % erreicht wird. Dies bedeutet auch ein längeres Halten.

Sie brauchen nur die Muskeln zu arretieren ( Spannung beibehalten ).

Wenn Sie den Compoundbogen mit den Fingern und ohne Lochvisier für die Sehne Schiessen, verfahren Sie gleich wie beim Recurvebogen nur ohne Klicker.

Haben Sie aber ein Lochvisier für die Sehne, so zentrieren Sie das Visier vorne am Bogen mit dem Lochvisier in der Sehne ( Bild 3 ).

Verwenden Sie eine Auslöshilfe, sollten Sie ein Lochvisier für die Sehne hinzunehmen. Die Genauigkeit steigert sich je nachdem. Abhängig ist die Genauigkeit vom Ankerpunkt und vom Training.


Viel Spass      Joe Rohrer